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"Wir suchen und pflegen Kontakte zu Menschen in Wittens Partnerstädten"

WAZ: Witten denkt an neue Städtepartnerschaft in der Ukraine

  Tschornomorsk liegt direkt am Schwarzen Meer, nicht weit entfernt von Odessa. Es bestehen bereits Kontakte nach Witten.  Foto: Multipedia / Getty Images
Tschornomorsk liegt direkt am Schwarzen Meer, nicht weit entfernt von Odessa. Es bestehen bereits Kontakte nach Witten. Foto: Multipedia / Getty Images

WAZ.In der Diskussion über die langjährige Städtepartnerschaft mit dem russischen Kursk ist jetzt der Wunsch nach einer neuen Städtepartnerschaft Wittens mit dem ukrainischen Tschornomorsk am Schwarzen Meer laut geworden.

Es habe schon vor dem Krieg, Anfang 2021, erste Kontakte gegeben, erklärte Bürgermeister Lars König in und nach der Ratssitzung am Montagabend. Vor Weihnachten gab es eine gedolmetschte Verwaltungskonferenz zwischen Witten und der Hafenstadt südwestlich von Odessa. Jetzt im April sei eigentlich der Besuch einer Wittener Delegation in der Stadt mit 60.000 Einwohnern geplant gewesen, für September anlässlich des Partnerschaftswochenendes ein Gegenbesuch der Ukrainer in Witten. „Wir wollten gucken, ob die Chemie stimmt“, so König. Dann kam der Angriffskrieg Russlands. Direkt nach dem Aufmarsch am 24. Februar habe man ein Schreiben nach Tschornomorsk geschickt.

Kontakt nach Witten kam über gemeinsame Partnerstadt Tczew in Polen zustande

Das Interesse kam offenbar zuerst von ukrainischer Seite. „Wir waren selbst überrascht“, sagt der Bürgermeister. Wie die Ukrainer ausgerechnet auf Witten kamen? Da spielt offenbar das polnische Tczew eine Rolle. Sowohl Witten als auch Tschornomorsk unterhalten bereits eine Städtepartnerschaft mit der polnischen Gemeinde.

Der Rat, der in einer Gedenkminute auf Anregung von Michael Hasenkamp („Stadtklima“) der Menschen und vielen Kriegsopfer in der Ukraine gedachte, befürwortet vertiefte Kontakte mit Tschornomorsk, wenn die Situation dies wieder zulässt. „Gerade die Städte am Schwarzen Meer sind extrem betroffen“, sagte WBG-Chef Siegmut Brömmelsiek. Seine Fraktion hatte beantragt, die Städtepartnerschaft mit dem russischen Kursk ruhen zu lassen. Brömmelsiek zog den Antrag nach einer langen, teilweise emotionalen Debatte zurück. Die WBG hatte ihr Ziel erreicht, dass darüber breit diskutiert wird.

Wittener Rat ist sich einig: Kontakt zu Menschen in Russland nicht abreißen lassen

Der Tenor fast aller Reden: Der Kontakt zu den Menschen in Russland darf gerade jetzt nicht abreißen. „Wo Worte fehlen, können wir eigentlich nur verlieren“, sagte Paulina Selzer für die SPD. Ulla Weiß von den Linken betonte, dass Freundschaft das beste Mittel sei, um einen Krieg zu verhindern.

CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki erinnerte an die Anfänge der Städtepartnerschaft mit Kursk vor über 30 Jahren. Damals sei er selbst beim DRK gewesen und man habe die in Not geratene Bevölkerung mit Hilfstransporten unterstützt. Pompetzki: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, die Städtepartnerschaft zu beenden.“ Eine Partnerschaft mit Tschornomorsk in der Ukraine fände er „sehr gut“. Unter ganz anderen Bedingungen wie damals in Kursk könne Witten nach dem Krieg wieder helfen, Stichwort Wiederaufbau.

Grüne: „Sie glauben doch selbst nicht, dass wir jetzt eine Delegation aus Kursk einladen“

Sie verstehe die WBG nicht, wenn diese den Austausch lediglich auf die Stadtspitzen begrenzen wolle, sagte Grünen-Fraktionssprecherin Birgit Legel-Wood zu dem dahingehend veränderten Antrag. „Sie glauben doch selbst nicht, dass wir jetzt eine Delegation aus Kursk einladen.“ Gleichzeitig befürwortete sie vertiefte Kontakte mit Tschornomorsk in der Ukraine. Der Ältestenrat solle darüber weiter beraten.

Vor einer Verallgemeinerung warnte Harald Kahl vom Bürgerforum. „Es ist Putins Krieg. D i e Russen gibt es nicht“, so Kahl. Anders sah das Stefan Borggraefe von den Piraten, der den WBG-Antrag für angemessen hielt. „Es ist nicht allein Putins Krieg. 80 Prozent der Bevölkerung unterstützen den Krieg.“ Deshalb sei es Zeit für ein „deutliches Zeichen“. „In der Zwickmühle“ sah sich Steffen Fröhlich (FDP). Er warnte davor, mit einem Aussetzen der Städtepartnerschaft das falsche Signal zu geben. Schon jetzt würden russlandstämmige Menschen auch hierzulande bedroht.

WAZ-Bericht von Jürgen Augstein-Peschel

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