Streit um Straßenschild in Polen reicht bis nach Witten
WAZ. Die Diskussion um ein Straßenschild erhitzt derzeit die Gemüter – allerdings nicht in Witten, sondern in der polnischen Partnerstadt Tczew. Dort berichtete die Tageszeitung „Dziennik Baltycki“ mehrfach darüber, dass sich Bürger über die deutschen Schilder „Dirschauer Straße“ in ihrer Stadt beschweren. Der hiesige Freundschaftsverein Tczew-Witten reagiert umgehend – und möchte nun als symbolische Geste ein polnisches Schild mit demselben Straßennamen in Annen anbringen lassen.
WAZ-Kommentar von Annette Kreikenbohm:
Wittens Partnerschaft mit Stadt in Polen verpflichtet
Mit der deutsch-polnischen Geschichte muss man sensibel umgehen. Dass nun die Diskussion um ein deutsches Straßenschild in der Wittener Partnerstadt Tczew Wellen schlägt, mag manchen hier überhaupt nicht interessieren. Doch es kann tatsächlich Anlass sein, noch einmal genau hinzusehen, wie das war – damals. Nicht unbedingt, um den Finger zum wiederholten Mal in die klaffende Wunde unserer nationalsozialistischen Vergangenheit zu legen, sondern vor allem, um sachlich daran zu erinnern.
Umso schöner ist es, dass Witten auf fast 30 Jahre Städtepartnerschaft mit Tczew zurückblicken kann. 1990 wurde der Freundschaftsvertrag unterschrieben. Daraus wurde eine Partnerschaft mit regem Austausch – bei dem es längst nicht immer nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit geht. Theater, Sport, Musik – die Berührungspunkte sind vielseitig. Dafür könnten ein deutsches und ein polnisches Straßenschild, die in aller Eintracht in Witten hängen, ein schönes Symbol sein. Partnerschaft verpflichtet.